France e(t) Italia: Meer, Kultur und noch mehr Hitze

Zum zweiten Mal zu zweit unterwegs, zum ersten Mal zu zweit in Frankreich und Italien und zum zweiten Mal auf einer Reise in diesen beiden Ländern …

Albert Marquet: Die Farben Neapels (Kopie)

Anders als 2013, eigentlich sogar als in all den Jahren zuvor, standen die Ziele schon im Voraus fest, was zum einen daran lag, dass es mich nach meinem Faupax vor vier Jahren dieses Mal ganz bewusst nach Firenze (Florenz!) zog und ich endlich „Die Farben Neapels“ mit eigenen Augen sehen wollte. Dass eine Reise für mich nur bedingt ein Urlaub ist, wenn sie nicht mindestens in Teilen durch Frankreich führt, muss ich an dieser Stelle wohl nicht schon wieder wiederholen.

So ging es gleich am ersten freien Tag mit Paul und einem neuen Zelt im Gepäck und Kai neben mir ohne weitere große Vorbereitung aus dem norddeutschen Dauerregen los in Richtung Süden das eine Extrem gegen das andere einzutauschen – doch dazu später mehr …

Saint-Mitre-les-Remparts am Étang de Berre

Die erste Etappe sollte uns mit Zwischenstation dorthin bringen, wo wir quasi im letzten Jahr unsere Fahrt beendet hatten: in die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, genauer an die Grenze zwischen Provence und Côte d’Azur. Nach einer ersten Nacht in Freiburg folgten jedoch zunächst gleich zwei ungeplante Ereignisse: Dass eine eher harmlose Erkältung sich zu einem richtigen Infekt wandelte, war hier sicher der weniger schöne Umstand von beiden, für den jedoch die zweite Tatsache mehr als entschädigte – die Übernachtung am Pont d’Arc an der Ardèche, die wie die gesamte Region Auvergne-Rhône-Alpes eine Art résidence secondaire für mich geworden ist. Nach ausgiebigem Schwimmen am nächsten Morgen, führte unser Weg weiter am Pont du Gard vorbei gen Süden. Nach einem kurzen Abstecher nach Les Baux-de-Provence, wo wir uns bei sengender Hitze auf die Erkundung des Außengeländes des Château des Baux beschränkten, erreichten wir am Abend Saint-Mitre-les-Remparts am Étang de Berre, einem Haff am Rande des Mittelmeers.

Èze an der Côte d’Azur

Der kommende Tag brachte nach kurzer Fahrt ein Wiedersehen mit einer vertrauten Umgebung: Mit Grimaud und dem Golfe de Saint-Tropez waren wir an dem Ort angelangt, an dem unsere Reise im letzten Jahr ihren Abschluss fand. Doch nach einem kurzen Stopp ging es direkt weiter – immer entlang der Côte d’Azur an Cannes vorbei, durch Nice hindurch, über Monaco auf direktem Weg auf der Küstenstraße bis nach Imperia, wo wir unsere erste Nacht in Italien verbrachten. Sicherlich ist auch immer die Tagesform entscheidend dafür, wie man Strecke und Quartier empfindet; doch die endlos zubetonierten Küstenstreifen, die beständig steigenden Temeperaturen und der beengte Lagerplatz zur Nacht bestätigten mich darin, dass die Entscheidung auf meiner letzten Tour durch beide Länder die richtige gewesen ist, kurz hinter Nice durch die Alpes-Maritimes nach Italien zu fahren. Die wirklich einzigen Höhepunkte des Tages waren der Kurzbesuch am Golfe de Saint-Tropez und die Fahrt durch Nice, das ich mir möglichst bald einmal intensiver anschauen möchte …

Wie der Tag zuvor verlief, begann auch der darauf folgende Morgen: Ein übelgelaunter Platzwart pampte in bester deutscher Hausmeistermanier rum, dass wir zu früh am Tag abreisten, kommandierte uns für die drei Minuten des Auscheckens missmutig von A nach B und war letztlich soagr der Auslöser dafür, dass auch ich mal in den Genuss kam, einen Außenspiegel zu malträtieren, wenn auch nicht mit dem Erfolg des letzten Jahres.

Aufgrund der doch recht strapaziösen Tour des Vortages gönnten wir uns für die Strecke bis Firenze eine Etappe auf der Autobahn, was zwar den Blick für die Landschaft um einiges beschnitt, insbesondere aber in Anbetracht der noch einmal größeren Hitze garantierte, im gesetzten Zeitrahmen ans Ziel zu gelangen. So schaffte ich es tatsächlich, im zweiten Anlauf und im vollen Bewusstsein Firenze (Florenz!) zu erreichen.

Der Arno in Florenz am Morgen

Da die Wettervorhersage für den folgenden Tage nichts Gutes verhieß, hatten wir schon am Vorabend beschlossen, uns bereits am frühen Morgen auf den Weg in die Stadt zu machen. Die mäßige Geschäftigkeit der gemächlich erwachenden Metropole, die noch erträglichen Temperaturen und der sanfte Dunst des Flusses bewirkten eine ganz eigentümliche Stimmung, in der sich zumindest einige der unzähligen Sehenswürdigkeiten der Stadt in Ruhe betrachten ließen: Vom Ufer des Arno machten wir uns zunächst auf einen entspannten Fußweg in Richtung des Piazza della Signoria mit dem Fontana del Nettuno und marschierten von dort aus auf die Anhöhe auf der anderen Seite des Flusses, auf welchem sich der Piazzale Michelangelo befindet, auf welchem eine der beiden florentinischen Kopien des David befindet und von wo aus sich ein grandioser Blick über die gesamte Stadt eröffnet. Sicherlich ist Florenz eine Stadt, in der man sich Wochen und Monate aufhalten könnte ohne auch nur wenig mehr als die Spitze seiner Kulturschätze ernsthaft in Augenschein genommen zu haben. Uns zog es jedoch schon am späten Vormittag angesichts von Temperaturen von deutlich über 30 Grad ins Kühle, was hier das klimatisierte Reisgefährt bedeutete, welches uns auf direktem Weg an Rom vorbei nach Sabaudia bringen sollte, welches unsere letzte Zwischenstation vor Erreichen des Scheitelpunktes unserer Tour sein sollte.

Bon voyage, Paul le Grenouille!

Wie, wo und wann genau es passiert ist, weiß ich noch immer nicht; doch brachte der Aufenthalt in Sabaudia leider auch einen etwas traurigen Abschied mit sich: Nach einer langen Zeit als (fast) ständiger Begleiter und stummer Zeuge unzähliger Ereignisse und Erlebnisse ist mein kleiner Frosch Paul verschwunden …

„Mit einem Schlag war meine ganze Reiselust vorbei,
Erfolglos alles Fahnden, alles Suchen.
Der Bär war fort, da half kein Sheriff und kein FBI,
Da half kein Bitten, Hoffen und kein Fluchen.
Ich habe mich gegrämt, ich hab‘ mir Vorwürfe gemacht.
Doch dann begriff ich manches und ich ahnte:
Ich hab‘ ihn nicht verlor‘n, er hat sich selber aufgemacht
Auf eine Reise, die er lang‘ schon plante.“ (aus: Mein roter Bär/Reinhard Mey)

Der Strand von Salerno am Abend

Es folgten ein paar schöne Tage mit etwas erträglicheren Temperaturen in Salerno, die wir dazu nutzten, in Pompei tiefe Züge römischer Geschichte zu atmen (was es für mich mit sich brachte, dass alte Erinnerungen aus dem Geschichts- und Lateinunterricht außerordentlich lebendig und plastisch wurden), die Costiera Amalfitana mit ihren steilen Klippen, kleinen Buchten und unzähligen Zitronenplantagen zu erkunden und bei ausgewöhnlich starkem Wind die Zeit am Meer zu genießen.

Der Weg zum Strand in Vignanotica

Landschaftlich reizvoll waren in den nächsten Tagen auch der Platz unseres Nachtlagers in Vignanotica, wo wir unsere Zelte auf dem terrassierten Gelände einer alten Olivenplantage aufstellen durften, von wo aus eine steile und staubige Piste zu einer kleinen malerischen Bucht hinunterführte, und die Route entlang der Ostküste, insbesondere der Abschnitt, der uns am übernächsten Tag durch das Po-Delta nach Rosolina Mare führte. Die Nacht zuvor in Torrette allerdings vertiefte die Erkenntnis in mir, dass es auf jeder Reise einen Ort für die uncharmantste und zugleich teuerste Übernachtung geben muss – zumindest erinnerte er mich sehr stark an Frejus und Altea in den Jahren zuvor.

Abseits des Hauptstrandes in Rosolina Mare

Ein wenig touristischer als zuvor ging es im Ferienort Rosolina Mare zu, wo wir es uns die letzten beiden Tage vor der Heimreise am Strand und inmitten eines Pinienwaldes mit Faulenzen, Schwimmen, leckerem Essen und ordentlichem Wein so richtig gut gehen ließen.

Die Rückfahrt durch die Dolomiten brachte, neben dem atemberaubenden Anblick der Felsformationen, zumindest mir beim Passieren des Jouf de Pordoi endlich ein wenig der lang ersehnten Abkühlung – zumindest wäre es gelogen, wenn ich behaupten würde, dass Temperaturen, die selbst nachts um die 25 Grad liegen, ideal für mich wären. Wie für mich gemacht schien dann auch die einzige Regennacht im idyllischen Rinn in Tirol, der letzten Zwischenstation, bevor es endgültig zurück nach Hause ging, wo ausnahmsweise mal die Sonne schien …

Weitere Fotos gibt es auf der Galerieseite zur Reise.

 

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