Sverige 2020

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Prolog: Via Danmark til[l] Sverige

Endlich mal Dänemark nicht nur als Transitland zu nutzend, ging es die ersten Tage an Ulfborg und Grisetåodde in Jylland vorbei nach Frederikshavn. Von dort setzte ich über das Kattegat nach Göteborg über. Mit dichtem Nebel empfing mich Schweden und schon nach der ersten Nacht war einiges an Material so klamm, dass ich während des Trocknens der wichtigsten Dinge einen langen Vormittag nutzte, im Umkreis von Marstrand die Schären zu erkunden.

Über den Skåpesund folgte ich von dort der Westküste bis nach Fjällbacka (dort, wo in der Kungsklyftan einige Szenen von Ronja rövardotter gedreht worden sind). Ab da führte mich der Weg ins Binnenland nach Åmål am Vänern bis hin nach Tobol in der Nähe von Gunnarskog, wo ich bei Freunden zu Gast und an einem kleine See den wohl stillsten Ort entdecken durfte, den ich jemals in der Natur erlebt habe.

Nach einem Abstecher nach Sysslebäck ging es über den Voxnan und über Los nach Fröso.

Norrland: Bär, björkar och fjäll

Über Strömsund führte mich der Weg nach Dorotea in Sápmi – und für die nächsten Tage stürmischen Zeiten entgegen: War die Nacht in Sorsele noch relativ ruhig, begann es nach Überquerung des Piteälven allmählich aufzufrischen und ab Sudok immer deutlicher zu wehen. Die ersten kräftigen Böen folgten dann in Jokkmokk und wurden abends in Galliväre schließlich orkanartig. Auch wenn das Zelt stand wie eine Eins, zog es mich zumindest für den Abend in eine Hütte, wo ich eine schöne Zeit voll angeregter Gespräche mit einem älteren österreichischen Paar verlebte.

Nachdem der nächste Morgen so tat, als wäre nichts gewesen, brach ich über Narvik entlang dem Torneträsk nach Abisko und Riksgränsen auf, wo schon wieder etwas südlicher am Paktajaure die beeindruckendste Etappe dieser Reise endete, die sich knapp mit den Worten Beeren (bär), Birken (björkar) und Gebirge (fjäll) zusammenfassen lässt.

Längs Bottenhavet till Emil

Nach diesen Momenten stiller Einsamkeit und unvergesslicher Eindrücke, führte mich die nächste Etappe den Torneälven entlang, der über eine lange Strecke die Grenze zu Suomi (Finnland) bildet, nach Haparanda.

Eher durch Zufall entdeckte ich zwischen Ersnäs und Rosvik die kleine verlassene Siedlung, die auf den Fotos zu sehen ist.

Über Piteå am Bottenviken kam ich nach Skellefteå – dem Ort, der für meinen Geschmack (bis Gävle) die Grenze zum weniger schönen Küstenstreifen in Schwedens Osten markiert. Also setzte ich meine Reise für eine Weile durch das Binnenland fort und erreichte den Bottenhavet in Timrå wieder.

Vom Västanåfallet, an dem ich bei strömendem Regen eine ausgedehnte Wanderung unternahm, ging es über Gräddö – nordöstlich von Stockholm – nach Kisa und von dort auf Emils (Michels) Spuren nach Katthult.

Öland: Får, fästningen och fåglar

Schon vor vielen Jahren stand für eine meiner ersten Reisen nach Schweden Öland auf dem Programm, woraus nie etwas wurde. Warum also nicht in diesem Jahr? Also ging es von Katthult nach Kalmar und von dort über die Brücke auf die Insel an die Ostküste nach Stenåsa, wo für die nächsten Tage mein Zuhause sein sollte.

Während in der Mitte der Insel weit Teile bewaldet sind, werden die Außenlagen landwirtschaftlich und die Küstenstreifen touristisch genutzt – so sie nicht dem Vogelschutz vorbehalten sind. Und Vögel (fåglar) gibt es sogar noch mehr auf Öland, als Menschen, die Vögel. Und noch größer als deren Schar ist die Dichte an Bockwindmühlen. Und beides – eine solche Menge an Ornitholog*innen (wie Rund um den Leuchtturm Långe Jan an der Südspitze) und Mahleinrichtungen – habe ich zuvor noch nie erlebt. Doch weder die einen noch die anderen habe ich fotografiert.

Weil die Insel doch recht groß ist, beschränkte meine Erkundung auf den Süden und meine Fotomotive auf Schafe (får) und Festungen (fästningen): Während von den drei runden Fliehburgen, die ich mir anschaute, Eketorp aufwändig rekonstruiert wurde, ist Ismantorp ein einziges Steinfeld, in deren Resten der Außenmauern Schafe weiden. In Gråborg stehen noch die Runine der vorgelagerten Kapelle Sankt Knuts sowie ein Tor und große Teile der Außenmauern der Burg. Auch hier wird der Innenraum landwirtschaftlich genutzt.

Avsked

Die letzten beiden Tage galt es Abschied (avsked) zu nehmen. Anders als geplant blieb nur der Weg zurück, den ich gekommen war. Als es Abend wurde, steuerte ich den Vättern an, weil mich der Name Habo beim Blick auf die Karte an irgendetwas erinnerte – ja, richtig, fiel mir später ein: Ich bin dort vor zwei Jahren in der Stabkirche gewesen.

So wie mich der Weg nach Abisko aufgrund seiner Felsformationen und der intensiven Farben stellenweise an die Amalfiküste erinnerte, wanderten die Gedanken nun in Habo nach Port Grimaud am Golf von Saint Tropez. Das mag am Licht, am Yachthafen und dem Leuchtfeuer gelegen haben, an den Farben und an der vergleichsweise milden Luft. Schön war es an beiden Orten. Doch wenn ich die Wahl habe zwischen Palmen und Kiefern: Ich würde mich immer für letztere entscheiden.

Anders als es mich empfing, verabschiedete sich Göteborg mit zaghaft leuchtender Herbstsonne – und machte mir das Herz unendlich schwer. Wenn ich darf, komme ich bald wieder. Und bis dahin bleiben viele wunderschöne Erinnerungen an dich: Hejdå Sverige!

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