Trauer und Hass

Ein Kind ist gestorben. Um es genau zu nehmen: Es wurde umgebracht.

Als es heute Morgen aufstand, war da vielleicht Aufgeregtheit und Vorfreude, vielleicht auch Schläfrigkeit und Nörgelei. Und bei den Eltern mit Sicherheit kein Gedanke an Tod – und die große unbegreifliche Leere, das schreiende „Warum?“.

Am liebsten würde ich jetzt still trauern, das Entsetzen aus mir herausweinen, mitleiden, mit den Menschen, die ein Kind verloren haben, mit denen, die es mit ansehen mussten, mit denen, die nach den Ferien in bereits in der zweiten oder dritten Klasse erfahren müssen, wie schrecklich und grausam Menschen sein können.

Doch mischt sich in all das grade wieder einmal unbändige Wut über den ungezügelten Hass, den überschäumenden Rassismus in den Kommentaren zu dieser Nachricht: Es war nicht ein Mensch, der hier gehandelt hat, nein, das Wichtigste an dieser grausamen Tat ist, dass es kein Deutscher war, ein Afrikaner noch dazu und zu allem Überfluss auch noch ein männlicher Eritreer.

Da ist kein Platz mehr in meinem Kopf für feinsinnige Ironie, für abfällige Rhetorik oder beißenden Sarkasmus. Da ist nur noch die geballte Faust in der Tasche für die Menschen, die ständig ihr Gift verspritzen und meinen, dass alle Menschen eines Kontinents, eines Landes und eines Geschlechts immer gleich und vor allem eines sind: dem Deutschen Wesen unterlegen. Mit diesem Hass auf ganze Teile dieser Welt seid ihr nicht einen Deut besser als der Täter. Und nein: Die Frage nach dem Aussehen und das Geifern nach der Nennung der Herkunft des Täters wird niemals auch nur im Ansatz Teil einer Lösung sein …

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