France – España – Portugal II

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Ein Haus am See und eine ganz besondere Brücke

Mit dem Verlassen Portugals begann beinahe schon die Heimreise. Dieses Gefühl jedenfalls machte sich beim Blick auf die Karte einige Momente lang breit, da ich Andalucía bis Gibraltar bereits vor fünf Jahren bereist hatte. Um auf jeden Fall Neues zu entdecken, beschloss ich also, eingeschlagene Route entlang der Küste für einen Abstecher nach Sevilla zu verlassen, um dort dann festzustellen, dass es sich bei dieser auch um Hafenstadt handelt, nur eben (vergleichbar Hamburg) weit im Landesinneren zirka 80 km entfernt von der Mündung des Guadalquivir in den Atlantik. Reisen bildet!

Nachdem ich Quartier in Dos Hermanas bezogen hatte, machte ich mich am frühen Abend auf eine abenteuerliche Fahrt mit dem Fahrrad nach Sevilla – und vielleicht auf die abenteuerlichste bisher überhaupt: Die ersten fünf der ungefähr 15 Kilometer legte ich auf recht passablen Radwegen zurück, die zwar manches Mal unvermittelt endeten, nach einigen suchenden Blicken zumeist jedoch auf der anderen Straßenseite eine Fortsetzung fanden. Doch an der Stadtgrenze von Dos Hermanas war damit Schluss und die weitere Route führte nun auf einen vierspurigen Schnellweg. Und das zur Hauptverkehrszeit. Einen langen stirnrunzelnden Blick in die Karte später und sich anschließender intensiver Suche nach Verbotsschildern (und Alternativen), blieb mir keine andere Wahl und ich beschloss, das Wagnis einzugehen. Immerhin gab es eine Standspur und tatsächlich auch zwei, drei andere Menschen, die es gleichtaten, doch jede Ausfahrt, jede Beschleunigungs- und Verzögerungsspur brachte ein mulmiges Gefühl bis hin zur Furcht um die körperliche Unversehrtheit mit sich. Zwischenzeitlich wider Erwarten erreichte ich jedoch tatsächlich Sevilla und konnte das letzte Drittel in Manier der ersten Etappe fortsetzen, an dessen Ende ich die in wunderschönes Abendlicht gehüllte Plaza de España erreichte. Errichtet wurde das Ensemble aus Platz und Gebäuden zur Weltausstellung 1929. Die halbkreisförmige Anordnung symbolisiert angeblich eine Umarmung Spaniens mit seinen einstigen Kolonien …

Vorbei am Palacio de San Telmo und dem Fuente de Híspalis machte ich mich anschließend auf den Weg in die Innenstadt und ließ mich eine lange Weile treiben, bevor ich mich in der Dunkelheit auf den deutlich entspannteren Rückweg über den nun fast autofreien Schnellweg machte.

Mit Ausnahme der Städte nahezu autofrei war auch der Zickzackkurs über Cádiz und Tarifa, den Weg entlang der Straße von Gibraltar (mit unvermittelt traumhaften Ausblick nach لمغرب) und die Sierra de Grazalema nach Ronda, an dessen Besuch einzig und allein ein großes Technologieunternehmen aus Redmond schuld ist. Okay, etwas übertrieben ist das jetzt aber doch, aber es war zumindest der Sperrbildschirm meines zumeist genutzten Betriebssystems, welches mich nach der Puente Nuevo suchen ließ, der Brücke, welche über die 120 Meter tiefe Schlucht El Tajo führt und die beiden Teile der Bergstadt verbindet.

Alhambra!

Wie bei Ronda, so gab es auch bei Granada einen Grund, mich auf die Suche zu machen – und zwar die Erzählungen zur maurischen Kultur und die Beschreibungen der Alhambra in ihrem Roman Mondlaub. Lange hat es nach dem Lesen gedauert, bis ich den ersten Versuch unternahm, diese Stadtburg auf dem Sabikah-Hügel von Granada zu besuchen, der daran scheiterte, dass in der Hochsaison Eintrittskarten meist Wochen vorher schon ausverkauft sind. Dieses Mal hatte ich mehr Glück und konnte noch ein paar Tage zuvor meinen Besuch der Palacios Nazaries, dem Herzstück der Alhambra, zumindest für den Abend buchen.

Von der Architektur und der Getaltung dieser Paläste vollkommen in den Bann gezogen, erwarb ich für den Folgetag noch eine Karte für den vorgelagerten Palacio de Generalife, den Sommerpalast, und die Gärten der Alhambra.

Das Gesehene, selbst die Geschichte dieses Ortes in Worte zu fassen, fällt mir schwer und gerne wäre ich dort noch Tage mehr geblieben. Die Bilder lassen vielleicht ahnen, was die Alhambra zu einem „Sehnsuchtsort“ für mich hat werden lassen (zum zweiten übrigens mit diesem Namen neben der „Brutstätte linker Subkultur“ 😉). Die Geschichte der Anlage gibt in groben Zügen der Artikel zur Alhambra bei Wikipedia recht gut wieder.

Süßer Abschied

Der Schluss der Reise ist nun schnell erzählt: Von Granada ging es an Benidorm (*grusel*) vorbei über Dénia entlang der Küste durch das Ebro-Delta nach Sitges und anschließend durch die Pirineus/ Pyrénées über das Principat d’Andorra nach Perpignan.

Den aufgrund der Strecke langen Abschied aus dem Süden versüßte mir der Weg durch die Provence an Nîmes vorbei nach Orange und ein viel zu kurzer Besuch an der Ardèche, bevor es schließlich über Besançon und Heidelberg zurück in die dunkle Kälte des nassen Herbstes nach Hause ging.

Ich bin dankbar für die zurückliegenden Wochen – und über die Farben, Erlebnisse und freundlichen Begegnungen die ich in Kopf und Herz für den Winter sammeln konnte.

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